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Tobis Radblog: Wintertraining "Von 0 auf 60" Saison 2017/18, Sechste Ausfahrt, 5. November 2017

Fettverbrennung im kalten Novemberregen

Axl Rose kann mich mal

Es ist 26 Jahre her (OMG!!!), da war ich als 16-Jähriger sehr bewegt von einer Zeile, die ein gewisser Herr Axl W. Rose mit für seine Verhältnisse sanfter Stimme sang: "And it's hard to hold a candle in the cold November Rain". Wohl wahr, was aber ist im kalten November Regen schon leicht? Außer nass und kalt werden. Meine Emotionen von damals haben sich wohl einigermaßen beruhigt. Ich habe keine Ahnung, warum, aber diese Songzeile kam mir in den Sinn, als ich die letzte Team-Mail mitsamt 'Dresscode' las. Und in der Tat, es ist nass und kalt, windig auch etwas, nicht toll für Kerzen, aber wir wollen ja auch Rad fahren. 

Der Schweinehund meint: Bleib besser auf dem Sofa

Rennrad Wintertraining
Auf dem Sofa in guter Gesellschaft: Es könnte so schön sein

Zwei Wochen sind vergangen seit dem ich das letzte Mal mit dem Team unterwegs sein durfte – und es ist eine Menge passiert. Es wurde gekuschelt und ein etwas genauerer Blick auf das Arbeitsgerät geworfen. So manches Rätsel dürfte sich als doch gar nicht so mysteriös entpuppt haben. Auch wenn ich leider nicht beim Training und beim Workshop dabei sein konnte – ich hatte das Vergnügen vor ziemlich genau vier Jahren. Und was ich mir damals nicht vorstellen konnte: Ich benutze meine Hinterradbremse eigentlich nur noch selten. Platte Reifen auf Ausfahrten (auch alleine) sind keine große Sache mehr, allerdings bleiben sie lästig und nervig. Und mit jedem Jahr Wintertraining mit Peter, Inge  und 'Von 0 auf 60' fühl ich mich auf dem Sattel sicherer. Wohl sowieso. Bleibt die Kälte. An die werden sich vor allem meine Füße nie gewöhnen. Wie viele Teammitglieder werden wohl ihren inneren Schweinehund überwinden können? Auch meiner redet penetrant auf mich ein, faselt irgendwas von Sofa, Decke und Tee. Dummerweise bin ich schon angezogen und habe mein Fahrrad bereitgestellt. Und auch bei diesem Wetter strahlt es eine enorme Anziehungskraft aus.

Dem Wetter trotzen

Peter redet bei seiner kurzen Begrüßung nicht von Kerzen, Wind oder kaltem Novemberregen, er sagt schlicht, doch nicht weniger bildhaft: Siegerwetter. Denn:  An einem Tag mit beschissenem Wetter wie heute werden Sieger gemacht. Nicht weil sie so tough sind und Wind und Wetter trotzen, sondern weil andere es nicht tun. Den Sieg über den Schweinehund feiern geht natürlich auch. Und es haben erstaunlich viele Grund dazu, so dass wir schließlich in vier Gruppen unterwegs sind, Cappucchino, Espresso 1 & 2, Ristretto. Neue Herausforderungen gibt es natürlich auch. Auf der sechsten Ausfahrt wird der 'GA1-Zirkel' unterbrochen – es gibt mehrere Kraftausdauer-Einheiten (GA2) zwischendurch, je nach Gruppe zwei, vier oder sechs. Eine weitere Aufgabe wird sich für den einen oder anderen im Laufe der Tour ergeben. Peter warnt schon mal vor, beziehungsweise mahnt: Man muss nicht unbedingt zusätzlich zum Frühstück noch kurz vor der Fahrt einen Energieriegel verzehren – Stichwort: Fettverbrennung. Den Punkt, an dem man Zucker braucht, nach hinten verschieben. Das kann durchaus für schlechte Laune sorgen – ich spreche hier aus Erfahrung J.

Ungewollter Zusammenschluss

Gegen 9.45 Uhr geht es dann gruppenweise einmal mehr gen Westen aus der Stadt raus, am MPI vorbei, durch Widdersdorf bis es dann nahe der Glessener Höhe zum ungewollten Zusammenschluss dreier Gruppen kommt. Defekthexe und Blase schlagen koordiniert zu. Während die Espresso-Gruppe um Jürgen K. mit einem platten Reifen zu kämpfen hat, findet die Espresso-Gruppe um Peter, dass man sich an geeigneter Stelle befindet, um sich mal kurz in die Büsche zu schlagen. Da passiert uns dann die Cappucchino-Gruppe um Inge und Jürgen Z. Die 'Cappus' sind noch nicht ganz vorbei, da ertönt es auch aus ihren Reihen: Defekt! So mancher Jogger und Spaziergänger mutmaßt, es müsse hier wohl irgendwo ein Nest geben…

Nach einer knappen Stunde ist der Regen vorbei und es kommt sogar ab und an die Sonne raus. Peters Espresso-Gruppe bleibt von einem Defekt verschont, bis jemand sagt, dass wir bislang verschont geblieben sind. Und zack – wie das eben so ist – Reifen platt, kurz vorm Ende des letzten GA2-Intervalls. Glück im Unglück – die Zwangspause ist gut zum Runterkommen.

Zunehmende schlechte Laune und leichtes Unwohlsein

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Sehnsüchte...

Nach den Intervallen und dem Schlauchwechsel geht es 'nur noch' gemütlich nach Hause. Es ist die Zeit, zu der aus den Häusern auf dem Dorf leckerer Essensgeruch dringt – und einige, die Peters 'Rat', den Riegel vor der Fahrt wegzulassen, beherzigt haben, die Fettverbrennung etwas besser kennenlernen, und auch seinen eigenen Körper. Ein leichtes Gefühl der Unzufriedenheit, da es schwerer wird, die Leistung abzurufen, einhergehend mit der erwähnten schlechten Laune und etwas Unwohlsein. Das ist der Moment, den es ab nun gilt, nach hinten zu verlagern. Immerhin stand mit 65, beziehungsweise 74 und 79 km, auch die längste bisher zu meisternde Strecke an – dazu kamen die Tempoeinheiten. Am Ende sind alle gut angekommen und hatten Grund, stolz auf sich zu sein. Denn – auch das sagte ein gewisser Axl W. Rose: "Nothing lasts forever – even cold November Rain" – und mit diesem Wissen geht es nächste Woche wieder auf die Straße. Ich bin gespannt, was Peter geplant hat – und ich freu mich drauf!