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Tobis Radblog: Wintertraining "Von 0 auf 60" Saison 2017/18 - Trainingslager 14. - 22. April - Teil 2

Hell Ain't A Bad Place To Be

Ab jetzt wird es jeden Tag härter

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If this is hell then you could say it's heavenly...

Mittwochmorgen, frisch und ausgeruht nach dem Ruhetag. Naja, mehr oder weniger. Die Kilometerzahl ist eher übersichtlich, knappe 65 Kilometer, mit Anfahrt etwas mehr als 80 - wären da nicht die 'Verkehrsberuhigungen'. Oder wie Rolf Aldag einmal sagte: "Der natürliche Feind des Radfahrers" – die Berge. Nicht viele, aber steil. Die Tour trägt den Titel 'WSA-Runde'. WSA – Wettkampfspezifische Ausdauer oder nach oben offener Puls…, weil, so Trainer Peter Zaun, drei Anstiege so steil sind, dass man sie gar nicht im Grundlagenausdauerbereich hochfahren kann.

Schöne Aussichten – zumindest, wenn man oben angekommen ist. Der Abfahrtsort hat sich ein paar hundert Meter verschoben. Wir treffen uns zuhause bei Peter, denn am Abend soll zum Bergfest des Trainingslagers auf der Terrasse gegrillt werden, um den Teamspirit zu beschwören, was eigentlich gar nicht nötig wäre, die Veranstaltung deshalb aber umso netter macht. Vegetarische und nicht vegetarische Grillspezialitäten werden kalt gestellt, ebenso ein guter Vorrat an alkoholfreiem Weizenbier. Das muss reichen, denn ab jetzt wird es jeden Tag härter.

Großlöderich statt Mont Ventoux: Trotzdem steil

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Opens my heart, tears it apart, brings out the devil in me...

Der Anfang der heutigen Runde ist jedem in Fleisch und Blut übergegangen. Zuerst der Anstieg nach Sand und Herkenrath, kurze Abfahrt, dann den Panoramaweg bei Voiswinkel hoch. Macht einem gar nichts mehr aus, sobald die Muskeln mal warm sind. Zur Vorbereitung auf die drei Kniebrecher, gibt es den gemäßigten, dafür etwas längeren Anstieg nach Eikamp, es geht weiter von Bechen über welliges Terrain nach Biesfeld, durch Hufe, Engeldorf und Offermansheide zum ersten steilen Berg mit dem charmanten Namen Schmitzhöhe. 

"Der war jetzt noch nicht so schlimm", sagt Peter, einige hören das gar nicht gern. Es geht recht gemächlich weiter nach Untereschbach, dann geht es ab auf eine unscheinbare Straße durch ein unscheinbares Wohngebiet, und es sieht kurz so aus, als stünde plötzlich eine Wand vor uns. Ist aber gar keine Wand, sind nur so um die 20 Prozent Steigung. Beim Giro oder bei der Tour hat man legendäre Anstiege wie den Stilfser Joch, Alpe d'Huez, Mont Ventoux oder Col du Galibier, lang und steil. 

Wir erklimmen – nicht annähernd so lang, aber eben massig steil den Anstieg mit dem klangvollen Namen (Col du) Großlöderich nach (Alp de) Bleifeld. Nicht ganz so legendär, nicht ganz so telegen, aber auch ganz hübsch. Wenn man aufgrund der Prozente so langsam fährt, kann man sich halt auch mal die Gegend anschauen, irgendwas muss einen ja nach oben ziehen. Klappt, aber Spaß ist anders. Der letzte ist der allen bekannte, gute alte Big Ben (Julweg) in Hoffnungsthal. Kommt einem nach Großlöderich gar nicht so schlimm vor. 

Ab zu Peter, Grillen. Eine kurze, knackige Tour, 62 Kilometer (mit Anfahrt 80), 1.000 Höhenmeter. Der Abend klingt angemessen gemütlich aus, ein echtes Highlight, mit viel lecker Essen, Gitarrenmusik und viel alkoholfreiem Bier und Fassbrause. Die Heimfahrt spar ich mir und lass mich ausnahmsweise mitnehmen, denn nach viel zu wenig Schlaf ist auch schon Donnerstag. Der führt über die 'Drei Kreuze', irgendwo hinter Jörgensmühle zwischen Peffekoven und Ommerborn, kurz vor Lindlar, wo eine Eisdiele zum Zwischenstopp einlädt, ebenso wie eine Tankstelle, denn die Hitze fordert Tribut, beide Trinkflaschen sind leer. Gut versorgt geht es zurück. Alle schlagen sich hervorragend über 90 Kilometer und knapp 1.500 Höhenmeter.

Königsetappe mit Hähnchen

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Königsetappe: Am Anschlag

Freitag soll es noch einen oben drauf geben, es steht die traditionelle "Königsetappe" des Trainingslagers an, berühmt-berüchtigt, bekannt unter dem Namen "Hähnchen-Tour". Der Startpunkt ist jwd, in Selbach, bei Hähnchen-Ewald. Wo es laut Peter das beste Hähnchen überhaupt gibt. Zielpunkt ist wieder Hähnchen-Ewald, damit wir uns nach der Etappe direkt stärken können. Außerdem ist der Geburtstag von Teammitglied Silta, im Grunde eine Auszeichnung, dass sie ihn mit uns verbringen will. 

Der Startpunkt beinhaltet allerdings unerwartete Probleme – dank des digitalen Zeitalters. Google kennt zwei Selbachs. Das stiftet Verwirrung, als der Startzeitpunkt gekommen ist, sind einige, die Seelbach ins Navi eingegeben haben, im falschen Ort. Diejenigen aber, die Hähnchen-Ewald eingegeben haben, sind richtig, und wissen sogar – was man allerdings auch sehen kann – dass Hähnchen-Ewald noch geschlossen hat. Google ist übrigens nicht mein Freund, auch wenn ich an der richtigen Stelle bin. 

 

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Warten auf dem Parkplatz bei Hähnchen-Ewald

Der Start verschiebt sich, um über eine Stunde, kurze Missstimmung im Team – die Runde wird verkürzt werden. Doch aufgrund der wirklich schönen Strecke und trotz einiger echt steiler Anstiege – ähnlich denen am Mittwoch – herrscht bald wieder gute Laune. Für die sorgt unter anderem auch die Gaststätte 'Jäger eG' in Hülsenbusch, die uns mit Wasser, Cola, Apfelschorle und alkoholfreiem Weizen versorgt, obwohl sie noch geschossen hat. Vielen Dank dafür! So gestärkt nimmt die Tour ein gutes Ende. 

 

Aufgrund von Terminen in Köln müssen Lena und ich die Gruppe kurz hinter Lindlar verlassen – ein persönliches Highlight: Ich glaube kaum, dass ich die Strecke von Lindlar nach Köln nochmal so schnell hinter mich bringen werde. Schönes Teamwork mit Lena, bis Deutz ständig Druck auf dem Pedal und richtig schön brennende Oberschenkel. Gut, dass Samstag wieder Ruhetag, bzw. aktive Erholung auf der bekannten Strecke samt Eisdiele angesagt ist.

Der letzte Tag

Das Trainingslager endet mit der Teamausfahrt für die Rund-um-Köln-Vorbereitung über einen Teil der Rennstrecke. Alles in allem harte neun Tage und ein richtig schönes, gelungenes Trainingslager. Mein fünftes mit 'Von 0 auf 60' und das mit Abstand beste, auch aufgrund des Superwetters. Die Saison kann kommen!

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