ein Sonntag im Sonnenschein
Erwartungen und Hoffnungen sind hoch
Endlich. Nicht nur mal kein Regen, sondern sogar richtig Sonne. Schon gestern am Samstag ausprobiert. Macht viel mehr Spaß. Die Hoffnungen und Erwartungen sind also hoch. Und die Runde von Refrath über die Bevertalsperre und zurück verspricht auch Einiges. Ganz normal, wenn die ersten schönen Tage kommen: Die Sonne lässt ziemlich viele Radfahrer aus den Löchern ans strahlende Tageslicht krabbeln. Zusätzlich zu den paar Narren, die nie im Loch waren, weil sie das Tageslicht so nehmen, wie es kommt, auch wenn es manchmal nicht wirklich als "Licht" bezeichnen kann.

Und schon hat sich das Wintertraining bewährt
Diese aus den Löchern kommenden und die nie dort gewesenen kann man übrigens sehr gut unterscheiden, kann man übrigens ganz gut unterscheiden, an der Gesichtsröte. Ist halt anstrengend, den Schnitt vom Oktober zu halten, wenn man seitdem nicht draußen war. Das Wintertraining bewährt sich also einmal mehr. Es ist der erste schöne Sonntag im Jahr, und es ist schon so etwas wie eine Form da, man muss sich nicht erst wieder die Grundlagen erarbeiten, sie waren nie fort.

Wenn man sich an den grauen, stürmischen, verregneten Tagen draußen quält, da sind die ersten Ausfahrten unter blauem Himmel, im Sonnenschein die wahre Wonne. Ganz egal wo es langgeht.
Zurück in der Espressogruppe geht es für meine Weggefährten und mich zunächst nach Herkenrath, dann über den Panoramaweg über Odenthal, Dabringhausen und Hückeswagen zur besagten Talsperre. Und dann zurück über die B506 und Bechen nach Refrath. Nachdem die ersten Touren dieses Jahres die Moral der Fahrer entweder aufgrund der Nässe oder der Kälte auf diverse Härtetests gestellt und mitunter extrem minimiert hat, kommt nun eine, die alles wieder ins Lot bringt. Eine Aufbaukur, mit viel Sonnenlicht für die Seele.Dieses Sonnenlicht strahlt ausgiebig auf uns, als wir hoch auf den Panoramaweg fahren, dann geht es hinunter nach Odenthal, begleitet von einem heftigen Temperaturabfall, die Kälte hüllt uns noch einmal kurz ein, bevor es am Altenberger Dom vorbei hinauf nach Dabringhausen geht. Wieder hinein in die Sonne, die Kräfte freisetzt Niemand lässt die Steigung wirklich langsam angehen, alle freuen sich über die Bedingungen und lassen es krachen, austesten, was schon geht. Für Mitte Februar recht viel. Während es letzte Woche im Feld eher ruhig war, da alle mit sich selbst und den unfreundlichen Bedingungen beschäftigt waren, wird heute richtig gebrabbelt, ein Zeichen dafür, dass auch vom Puls her alles im grünen Bereich ist.
Eins mit mir sein - nichts kann die Motivation mindern

Man hatte schon fast vergessen, was für einen Spaß das Radfahren machen kann. Es ist, als sei man binnen einer Woche in ein total anderes Universum gebeamt worden. Autofahrer, Trump, Brexit, Atommüll, selbst die Fettverbrennung kann die Stimmung nicht trüben, die Motivation nicht mindern. Alles, was wir nicht beeinflussen können, prallt an uns ab, wartet auf Wiederaufnahme in die Gedanken am nächsten Tag oder verschwindet komplett. Deswegen fahr ich Rad, deswegen quäle ich mich durch die schlechten Tage, um an den schönen Tagen gut drauf zu sein. Nicht um Rennen zu gewinnen. Nicht um mich mit irgendjemandem zu messen – außer vielleicht mit mir selbst. Nein, es ist nicht zu hoch gegriffen, am Ende eines solchen Tages steht der Seelenfrieden. Das "Einsmitmirsein". Und ich genieße den Weg dorthin – über mehr oder weniger holperige Abfahrten, wie die von Herkenrath nach Herrenstrunden, an wunderschönen Aussichtspunkten vorbei, wie die Bevertalsperre. Und selbst neben den vielen Autos auf der B506 merkt man wie dieses tiefe Gefühl der Zufriedenheit zusammen mit der körperlichen Anstrengung Stück für Stück zunimmt. Man wird das Gefühl nicht los, dass die Sonne den Akku mehr auflädt als man ihn gerade beansprucht. Das mag auf kurze Sicht nicht zutreffen, auf lange Sicht kommt das aber hin.
Geduld zahlt sich aus

Die letzte Ausfahrt in Sturm und strömenden Regen hat die Moral niedergerungen, doch sie hat überlebt und sich regeneriert, und mit der heutigen Tour übernimmt sie auch wieder die Kontrolle. Das ist eindeutig. Und am Ende gibt es die Belohnung. Anlässlich des Geburtstages von Trainer und Projektleiter Peter Zaun beglückt uns seine Frau und unser aller gute Seele Inge mit leckerem Kuchen. Carboloading in der Nachmittagssonne. Damit ist auch der 20-Kilometer-Rückweg nach Köln kein Problem. Warum mit der Bahn fahren? Man möchte irgendwie gar nicht, dass die Tour zu Ende ist. Das ist sie dann aber irgendwann. Und es reicht auch, wenn ich ehrlich bin. 105 Kilometer am Samstag und 120 am Sonntag, alles in angemessenem Tempo und klar im Grundlagenausdauerbereich eins, sind eine ausreichende Leistung. Erst recht im Februar. Das ist mehr als nur im Plan. Das weckt weitere große Hoffnungen und Erwartungen. Was jetzt folgt, Tempohärte, Kraftausdauer, noch mehr Kilometer, noch mehr Höhenmeter, kann kommen. Wir haben geduldig ausgeharrt, und wir sind bereit. Bei jedem Wetter.