· 

Tobis Radblog: Wintertraining "Von 0 auf 60" Saison 2018/19 - Alles wie gewohnt?

Es Nervt langsam

Strömender Regen

  • Seit Tagen wüten Wind und Regen. Das untergräbt mittlerweile die Moral. Auch heute morgen ist es wieder nass, kalt und windig. Es droht wieder eine der Apokalypse ähnliche Fahrt...
Rennrad Wintertraining
Noch keinen Meter gefahren, dafür aber schon schön nass :-(

Täusche ich mich, oder bläst der Wind jetzt schon seit zwei Wochen? Das nenne ich Ausdauer. Ich muss allerdings auch etwas an meiner arbeiten. Ich will nicht sagen, dass dem der Wind im Wege steht, auch wenn er gefühlt die ganze Zeit von vorne kommt. Aber er zwängt die Freude und den Spaß daran in ziemlich enge Grenzen. Und auch heute hat er wieder den Regen dabei. Und sie haben mich so weit, dass ich gar nicht lange nachdenken muss, ob ich mit der Bahn oder dem Rad zum Treffpunkt fahre. Ich nehme die Bahn. Beim Umsteigen bekomme ich die Bestätigung, es gießt in Strömen. Und es reicht mir echt. Es nervt. Auch das Wissen darum, dass bessere Tage kommen werden, hilft mir im Moment überhaupt nicht.

Kaum Tempo-Unterschiede

Rennrad Wintertraining
Cappuccino-Gruppe: Schön ordentlich und bereit für das, was kommt

Nach dem Ritt durch die gerade noch verhinderte Apokalypse vor einer Woche wäre eine Kaffeefahrt mal ganz schön, Temperatur im zweistelligen Bereich, laues Lüftchen mit maximal 10 km/h Windgeschwindigkeit, trocken von oben, trocken von unten, meinetwegen Berge, aber GA1. Ausschließlich. Wenn jetzt jemand sagt: Dir mangelt es an Motivation, sag ich: ja, und ich steh dazu. Ich betrachte es als persönlichen Erfolg, überhaupt das Haus verlassen zu haben, mit dem Rad und der Absicht, es zu benutzen, aber nicht mehr als nötig. Deshalb fällt meine Wahl heute auf die Cappuccino-Gruppe, deren Strecke ist sechs Kilometer kürzer. Mittlerweile zeichnet es sich ab, dass diese „gemütliche“ Gruppe eigentlich gar nicht großartig langsamer fährt als die vermeintlich schnellere Espresso-Gruppe, ihre Strecke ist nur etwas kürzer, die Höhenmeter etwas weniger. Vielleicht gibt es am Berg noch Unterschiede, die Cappuccinos gehen die Steigungen etwas gemächlicher an, und auf den Abfahrten wird die Bremse ein wenig mehr betätigt, sonst kann ich auf der welligen Strecke mit ein paar Anstiegen keine großartigen Unterschiede entdecken, die Gruppe ist insgesamt sehr homogen, auf den flachen Abschnitte fährt das Feld eine saubere Zweierreihe.

Lieber steil als nass

Rennrad Wintertraining
Auf zu den "Drei Kreuzen"

Die Bequemlichkeit hat ihren Preis. Normalerweise ist die knapp 20 Kilometer lange Fahrt von meiner Haustür in Köln-Sülz bis zum Treffpunk in Refrath ein lockeres Warmfahren, die letzten sechs Kilometer geht es leicht bergauf, genau richtig, um sich für die Ausfahrten im Bergischen Land einzurollen. Die knappe Stunde fehlt mir heute, denn es geht – kaum losgefahren – den ersten steileren Anstieg nach Bergisch-Gladbach-Sand hinauf. Nicht unüblich, daher fällt mir auf, dass er mir „kalt“ deutlich schwerer fällt. Ich gehöre zu den Fahrern, die sich gerne erst eingrooven und nach hinten raus stärker werden, steileren Anstiege auf den ersten 20 Kilometer versuche ich, in der Regel aus dem Weg zu gehen. Aber wie sagt man so schön: „Einen Tod musst Du sterben“, heute zieh den steilen dem nassen vor, denn, siehe da, es hat tatsächlich aufgehört zu regnen. Ich mag noch nicht so recht dran glauben, muss mich aber am Ende der Steigung meiner Regenjacke entledigen, mir ist tatsächlich zu warm. Den anderen geht es genauso. Lassen wir uns mal überraschen: Muss ich die Jacke womöglich bald wieder überstreifen? Es geht wellig weiter von Herkenrath über Spitze, Biesfeld, Selbach, Junkersmühle einmal mehr zum Freiluftaltar Ommerborn, also den „Drei Kreuzen“. Dort kommt es zum Treffen mit der Espresso-Gruppe, die den Anstieg von der anderen Seite in Angriff genommen hat. Nach gut 30 Kilometern zeichnet sich ab: Die Regenjacke kann wohl in der Tasche bleiben, das einzig unangenehme ist der Wind, ohne Regen kann man das aber verschmerzen.

Und dann auch noch Sonne

Rennrad Wintertraining
Zum Schluss kommt tatsächlich die Sonnen raus

Mit dem Anstieg nach Klespe folgt hinter Lindlar ein kurzer Härtetest, zwischenzeitlich zeigt der Tacho bis zu 14 Prozent Steigung an, aber auch hier zeigt sich, dass die Cappuccinos den Espressos nicht sehr weit hinterher hinken, nicht unbedingt Freude  und volle Kraft voraus, sondern eher Ruhe, Beharrlichkeit und Wille sind Quelle der Kraft, die jeden in der Gruppe nach oben bringen. Niemand lässt sich den Schneid abkaufen. Grundvoraussetzungen und vor allem Grundlage für Größeres sind ausreichen da. Das zeigt sich schließlich auch an der letzten Steigung mach Bärbroich hinauf. Niemand lässt gegen Ende der Runde nach, jeder hat noch Reserven. Und die entlockt jeder seinem Körper gern, denn mittlerweile hat sich nicht nur der Regen lange verabschiedet – es gesellt sich sogar die Sonne noch zu uns, um uns die letzten Kilometer zum Ziel zu begleiten. War es bei den letzten Ausfahrten so, dass die von vornherein nicht kleinen Befürchtungen übertroffen wurden, so wurden heute die Erwartungen an die Bedingungen übertroffen. Das Stundenmittel mag entgegen dem guten Gefühl auf der Fahrt am Ende mickrig wirken, das jedoch ist dem Wind geschuldet, nicht den Männern und Frauen, die sich tapfer – egal ob als Espresso oder Cappuccino – durch das Bergische gekämpft haben. Einmal mehr kann der Trainer den Hut ziehen und stolz auf sein Team sein. Und möglicherweise sind die richtig schlechten, nassen, kalten und verwehten Tage nun vorbei. Egal, wann das Frühjahr und wann der Sommer kommt. Die Temperaturen sollen steigen, erstaunlich, wie die Moral mit ihnen steigt. Dann klappt es nächste Woche vielleicht auch mit dem Hinweg. 

Kleidungsstück Der Woche

Besser gesagt: Kleidungsstück, das ich vor Oktober nicht mehr sehen oder tragen will

Rennrad Wintertraining
Sch...Schuhüberzieher