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Tobis Radblog: Game of Bikes - Wintertraining 2019/20

Heißer Serienherbst: Von 0 auf 60 geht in die 14. Staffel

Wie Pantani ohne die Ohren

Der heiße Serienherbst 2019 hat begonnen. Amazon hat gerade die vierte Staffel "Man in the high castle" angekündigt, Netflix hat bestätigt, dass es eine weitere Staffel von "Stranger Things" geben wird, in den USA startet die 15. und finale Staffel von "Supernatural". Zwischen diesen vielen Blockbustern fast unbeachtet geht eine weitere Serie bereits in ihre 14. Staffeln. "Von 0 auf 60" hat keine Millionenquoten, aber eine treue und eingeschworene Fanbasis, auf die sich die Macher verlassen können. Und sie denken nicht dran, Schluss zu machen. Klar, die Serie spielt eher in einer Nische, nach den vielen Dopingskandalen der Vergangenheit ist Rennradfahren ein eher schwieriges Terrain. Auch hat die Serie keine so zwiespältigen Charaktere wie Anthony Soprano, Walter White oder

Tyrion Lennister hervorgebracht. Hauptfigur Peter Zaun, der Mann, den man nie ohne Piratentuch sieht (wie Marco Pantani, aber ohne Segelohren), hat auch nicht ansatzweise einen so hohen Killcount wie Jack Bauer aus 24 Hours oder Raylan Givens aus Justified. Aber er genießt bei den Fans einen ähnlichen Kultstatus.

Nieselregen wie Säure

Egal, ob man nun die erste, fünfte oder die aktuelle Staffel schaut, das Konzept bleibt immer gleich, die Macher vertrauen auf den bewährten Spannungsbogen, der sich Jahr für Jahr wiederholt. Der spezielle Charme und das große Drama dieser Serie liegt im Detail, in den Geschichten der verschiedenen Charaktere. In dem

Kampf der Radfahrer*innen gegen die Bedingungen, Kälte, Nässe, Wind und den inneren Schweinehund, den mächtigen

Antagonisten in "Von 0 auf 60". Ihn allen Widrigkeiten zum Trotz jedes Jahr erneut zu schlagen, bleibt die Hauptaufgabe der illustren Truppe um Zaun und seine Frau Inge Daniels. In den ersten Episoden scheint das meistens noch kein Problem, wie so oft schleicht sich das Problem von hinten heran. Und plötzlich fährt – wie zur Mitte der letzten Staffel – die Gruppe im Bergischen, ahnt nichts Böses, und permanenter Nieselregen bei knapp zwei Grad über Null frisst sich wie Säure durch die Kleidungsschichten, stetiger Wind treibt die Kälte bis ins Knochenmark. Selbst die hartgesottensten hadern mit ihrer Moral, zweifeln an ihren Fähigkeiten zur Resistenz. Ehemals starkes Selbstbewusstsein verkommt zum kläglichen Festhalten an ausgelutschten Durchhalteparolen. Gegenwind formt keinen Charakter, er zermürbt ihn, ebenso wie die Nässe, die nicht nur von Oben, sondern von allen Seiten kommt. Jeder Kilometer scheint länger als der gerade erst bewältigte. Dialoge in dieser Phase der Serie: So gut wie nicht mehr vorhanden.

Teamspirit

Der Zuschauer sieht nur das Leiden der Nässe und Kälte geplagten Radsoldaten. Und mit jedem weiteren Berg steigt die Spannung – wie

viele Körner hat jeder einzelne noch? Und an dieser Stelle liegt einer der magischen Momente in "Von 0 auf 60": Nämlich die Art und Weise, wie Teamspirit entsteht, wächst und wächst, und in der Lage ist, alle Widrigkeiten und Hindernisse links liegen zu lassen. Der Charme der Serie liegt darin zu sehen, wie jeder Einzelne an sich wächst und wie Teambuilding funktioniert.

 

Auch auf den Straßen rund um Köln naht der Winter

Was ein Grund dafür sein mag, dass man auch dieses Jahr wieder viele vertraute Gesichter sieht, einige jedoch werden wir schmerzlich

vermissen. Viele weibliche Fans sehnen sich noch immer nach der Rückkehr von Alex, sie werden wohl noch etwas warten müssen. Wenn er nicht gerade innerhalb weniger Tage Deutschland von Norden nach Süden oder umgekehrt auf dem Rad durchquert, heizt er die Öfen in der väterlichen Bäckerei in Minden ein. Eine kleine Hoffnung bleibt – Produzenten wollen auch dieses Jahr nicht verraten, welche gestandenen Helden bei der Weihnachtsepisode einen Gastauftritt haben.

Auch wird Silta nicht dabei sein. Tapfer kämpfte sie sich letztes Jahr zusammen mit Lothar, Rudolf, Michaela, Melanie und Christoph, die

ebenfalls nicht dabei sind, 300 Kilometer am Stück um die Mecklenburger Seenplatte. Radfahren reicht ihr aber nicht mehr – sie plant, die

Triathlon-Szene aufzumischen. Möglich, dass man einige dieser Sechs in dem nächsten Staffeln wieder sieht. Denn auch dieses Jahr gibt es wieder einige Rückkehrer, zum Teil in neuen Rollen. Fans der ersten Stunde dürfen gespannt sein. Es ist davon auszugehen, dass es rund um Köln mächtig spannend wird, wenn im "Game of Bikes" einmal mehr der Winter naht.